Eigentlich wäre der Begriff Teil-Entblätterung passender. Denn natürlich werden nicht alle Blätter von der Rebe entfernt. Diese Teil-Etblätterung sorgt für eine gute Belüftung der Trauben und begünstigt dadurch deren Gesundheit. Ebenso beeinflusst die Besonnung der Trauben die Aroma- Farbstoff- und Phenolbildung, steigert Mostgewichte und verringert die Säurewerte. Eine frühe Entblätterung zum Zeitpunkt der Rebblüte hat zur Folge, dass eine Verrieselung stattfinden kann. Verrieselung bedeutet, dass es zu einer geringeren Durchblührate und somit zu einer Auflockerung kompakter Trauben kommen kann. Der geringe Fruchtansatz wirkt sich positiv auf die Qualität aus. Eine zu starke und späte Entblätterung der Traubenzone kann zu mangelnden Blattfläche, führen, die zur Assimilat Produktion benötigt wird sowie zu Mostgewichtsverlusten führen. Die frühe intensive Besonnung junger Beeren führt zu Abhärtungsprozessen und senkt das Risiko von Sonnenbrandschäden.
Können Trauben überhaupt einen Sonnenbrand bekommen?
JA! Daher ist der richtige Zeitpunkt für diesen Arbeitsschritt ist für uns Winzer besonders wichtig. Sonnenbrandschäden zeichnen sich durch Merkmale wie u.a. ein sortenuntypisches Aroma aufgrund der veränderter Beerentemperatur aus und bedeuten Qualitätsverlust.

Findest Ihr den Beruf des Winzers/der Winzerin spannend?
Schreibt eure Meinung gerne in die Kommentare oder schreibt mir bei Instagram @luisasweinkost


Bis zum nächsten Mal

Eure Luisa

Heute gibt es einen kurzen Beitrag zum Thema Heftarbeiten.

In den Monaten Mai und Juni sind wir Winzer im Weinberg mit dem Ausbrechen und Heften der jungen Triebe beschäftigt – was bedeutet das?
Beim Ausbrechen entfernen wir überschüssige Schwach- und Doppeltriebe, mit dem Ziel einer lockeren Laubwand und gesunder Trauben. Ebenso ist dies der erste Schritt zur Qualitätsoptimierung.

Die Heftarbeiten können manuell oder maschinell erfolgen.

Das Einstreifen der Triebe von Hand erfolgt mithilfe von Drahtauslegern, die bereits im Frühjahr geöffnet werden. Die Triebe wachsen hier zum Großteil zwischen die Heftdrähte und wenn sie lang genug sind werden die Drahtausleger wieder geschlossen.

Um die Arbeitsspitze bei den Heftarbeiten zu brechen, werden sogenannte Heftmaschinen eingesetzt. Der Laubhefter arbeitet mit zwei Schnecken (siehe Bild), die sich auf beiden Seiten der Laubwand drehen. Die Triebe werden durch die Drehung nach oben gestellt und mit einer Heftschnur, sowie Klammern fixiert.

Ich freue mich auf den nächsten Beitrag.

Bis zum nächsten Mal,
liebe Grüße
Eure Luisa

Im Frühjahr, je nach Witterung ab Mitte April bis Mitte Mai, werden die kleinen Weinpflanzen, sogenannte Pfropfreben gepflanzt.

Bevor ein neuer Weinberg angelegt werden kann, muss das Vorhaben streng geplant werden. Wichtige Planungsfaktoren sind beispielsweise die Erfassung des Standortes (Boden und Klima), die Wirtschaftsfläche (Größe und Topographie). Des Weiteren müssen die gesetzlichen Umweltauflagen beachtet werden sowie die Bewirtschaftung geklärt werden sowie die Rebsorte, Unterlage und Vermarktungsmethode geklärt werden. Nach der Vorgehensplanung folgt jedoch noch keine direkte Pflanzung der Pfropfreben, sondern die Gelände- und Bodenvorbereitungen. Ideale Bedingungen für eine Neuanlage weist eine Brache von 2 bis 3 Jahren nach der Rodung auf. Brachland mindert die Rebenmüdigkeit und bietet die fruchtbarsten Bodenverhältnisse. Während der Brachzeit der Flächen werden im ersten Schritt Saatgutmischungen wie z.B. Ölrettich, Gelbsenf, Phacelia und Luzerne eingesät. Danach erfolgen lockernde Maßnahmen wie z.B. mit einem Bagger oder einer Spatenmaschine. Kurz vor der Pflanzung wird das Pflanzfeld mit einer Kreiselegge (siehe Bild) vorbereitet. Je nach Zeilenbreite und Stockabstand werden auf einer Fläche von einem Hektar, zwischen 4000 und 4500 Reben gepflanzt und die Pfropfreben 24 Stunden vor der Pflanzung gewässert.
Für die Pflanzung gibt es unterschiedliche Methoden. Man unterscheidet zwischen der Handpflanzung und der Maschinenpflanzung:

Handpflanzung:
Hier wird im ersten Schritt die Parzelle „ausgezeilt“. D.h. es werden Zeilen- und Stockabstand exakt mit einem rechtwinkligen Rahmen bemessen.
Bei der Handpflanzung wird das Pflanzloch mit einem Spaten (spatentief) ausgehoben. Anschließend wird die Pfropfrebe gerade so tief hineingestellt, dass die Veredelungsstelle ca. 2-5cm über dem Boden bleibt. Danach wird die Rebe mit feiner Bodenerde zugedeckt und angedrückt, damit die Wurzeln guten Bodenschluss haben.

Maschinenpflanzung:
Die Rebpflanzung mit der Maschine erfolgt mithilfe modernster GPS-Technik. Hierbei müssen lediglich die Grenzsteine aufgenommen werden, die Vermessung des Bodens erfolgt mittels GPS-Daten. Dieses Verfahren macht die manuelle „Auszeilung“ der Parzelle (siehe Handpflanzung) überflüssig. Mit einem Schar wird die Pflanzfurche gezogen. Bei der Pflanzung der Pfropfreben ist die Handarbeit durch den Winzer zwar weiterhin notwendig, allerdings nur in geringem Maß. Die Pfropfreben werden händisch in ein elektronisch gesteuertes Greifersystem gelegt, welches sie in den gegrabenen Löchern platziert. Nachlaufend drücken schmale  Eisenräder den Boden im Bereich der Pflanzfurche an, um den Wurzeln das „Anwachsen“ zu erleichtern.

Ein entscheidender Faktor, welche Methode zum Einsatz kommt ist der aufzuwendende Zeitbedarf. bei einer Handpflanzung liegt bei ca. 250 h/ha, bei der Maschinenpflanzung ca. 12 h/ha.

Ich freue mich euch bald von einem neuen Thema zu berichten.
Bis dahin,
Eure Luisa

Maschinenpflanzung
Maschinenpflanzung
Handpflanzung
Handpflanzung

Um die Wachstumsbedingungen der Rebe zu optimieren, sind die Bodenpflege und Pflanzenernährung wichtige Arbeitsvorgänge.

Mit dem Ziel eine ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung der Reben sicherzustellen, sollten allerdings auch Faktoren wie den Humusaufbau, Förderung der biologischen Aktivität  und die Befahrbarkeit in der Rebgasse gewährleistet werden.

In Ertragsanlagen wird überwiegend Dauerbegrünung eingesät. Diese wird nach Bedarf gemulcht, um die Wasser- und Nährstoffkonkurrenz gegenüber der Rebe zu reduzieren.

In Junganlagen wird je nach Bedarf der Boden z.B. mit der Kreiselegge bearbeitet, um den jungen Reben optimale Bedingungen zu schaffen.

für ein gesundes Wachstum benötigen die Pflanzen Nährstoffe, welche entweder schon im Boden vorhanden sind oder über Düngung zugeführt werden.

Um die Pflanzen bedarfsgerecht zu versorgen ist ist die Kombination aus der Art der Düngung und des Zeitpunktes entscheidend. Bei einem unpräzisem Vorgehen und eines daraus resultierenden Nährstoffmangels, kann es im Verlauf des Wachstumsprozesses trotz genügendem Gehalt der anderen Nährstoffe zu Ertrags- oder Qualitätsverlusten kommen. In diesem Fall wird im Winzerjargong vom Minimumgesetz gesprochen, welches folgendes besagt:

→ Gesetz vom Minimum (nach Justus von Liebig): Befindet sich ein Nährstoff im Minimum, kann die Zufuhr anderer Nährstoffe den Ertrag nicht mehr steigern.

Des Weiteren ist die Verfügbarkeit der Nährstoffe im Boden von folgenden Faktoren abhängig: Bodenfeuchte, Belüftung, Bodentemperatur, biologische Aktivität, sowie der pH-Wert. Die Hauptnährstoffe der Pflanze sind Stickstoff, Kalium, Schwefel, Calcium, Magnesium und Phosphor und werden über die Wurzel und über die Blätter aufgenommen.


Hat euch dieser Beitrag gefallen? Schreibt mir gerne eure Meinung in die Kommentare.
Im Mai wird noch ein Beitrag erscheinen, dabei widme ich mich dem Thema Reben pflanzen.

Bis dahin, liebe Grüße
Eure Luisa

Die Vegetation beginnt und die Natur blüht auf. Die Begrünung, sowie Beikräuter stehen in Konkurrenz zum Rebstock. Der Grund dafür ist, dass sie dem Boden Nährstoffe und Wasser entziehen.

In der Rebgasse können wir die Begrünung einfach mit Hilfe eines am Traktor angehängten Mulchgerätes zurückschneiden. Im Unterstockbereich gestaltet sich das Entfernen deutlich aufwendiger. Im Laufe der Zeit wurden deshalb verschiedene Verfahren entwickelt, welche uns Wengertern (Winzern) diese Arbeit erleichtern. Die meistgenutzten Methoden sind die mechanische-, die chemische- und thermische Bekämpfung des Unkrautes.

Für das mechanische Verfahren gibt es viele verschiedene Anbaugeräte, wie z.B. Flachschar, Rollhacke für den Weinbergschlepper. Mit dem Vorteil der besseren Mineralisation und dem Nachteil des hohen Zeitaufwandes und den häufigen Überfahrten. Beim chemischen Verfahren wird das Unkrautbekämpfungsmittel mithilfe einer Bandspritze gezielt im Unterstockbereich angewandt. Dies erfolgt sehr schnell und effektiv mit einem geringen Kosten- sowie Zeitaufwand. Das thermische Verfahren erfolgt durch Flammen oder Dampf, die das Unkraut verbrennen sollen, es besteht allerdings eine hohe Feuergefahr. Seither wird dieses Verfahren nicht großflächig angewendet. Alle drei Vorgehensweisen weisen Vor- und Nachteile auf, weshalb jeder Winzer individuell entscheiden muss, welches sich am besten für seine Weinberganlagen eignet.


Falls iht Euch näher für das Thema „Unterstockpflege“ interessiert oder eigene Erfahrungen gesammelt habt und weitere Verfahren kennt, schreibt es mir gerne in die Kommentare.

Ich freue mich auf einen Austausch mit Euch zu diesem Thema.

Liebe Grüße und bis bald
Luisa

Nach dem Rebschnitt werden die Fruchtruten vor Beginn der Vegetationsperiode (~April) gebogen. Die Rebe ist ein Lianengewächs, sie bestrebt der Sonne entgegenzuwachsen. Durch das Biegen in die Horizontale wird die Apikaldominanz gebrochen. Es kommt zum Saftstau. Es wird ein gleichmäßiger Austrieb der Augen am Bogen gefördert. Aus diesen Bögen wachsen die fruchttragenden Triebe für das kommende Weinjahr.

Die Rute wird um den Biegedraht gewickelt und mit einem Drähtchen fixiert. Da die Rebe eine rankende Pflanze ist, benötigt sie eine Vorrichtung als Unterstützung, deshalb die Drahtanlage. Die Erziehungsform ist der erste Schritt zum gewünschten Ertragsziel, sowie der Qualität.

Ebenso ist das Biegen die Voraussetzung für einen guten Stockaufbau, sowie den nachfolgenden Stockarbeiten, wie das Ausbrechen und Heften. Mit deren Auswirkungen auf die Krankheitsanfälligkeit, sowie den Reifeverlauf der Trauben.
Es gibt diverse verschiedene Erziehungsarten. Die am häufig angewendeten in unserer Gegend sind jedoch der Flachbogen und Halbbogen.

Für den Arbeitsgang werden ca. 30 Stunden pro Hektar benötigt.

Habt ihr Fragen dazu? Dann schreibt sie gerne in die Kommentare.

Bis zum nächsten Mal
Eure Luisa

Von Mitte November bis Anfang März sind wir Winzer mit dem Rebschnitt beschäftigt.

Die Reben werden auf 1-2 Ruten pro Stock geschnitten. Die Ruten sollten gut positioniert, gut ausgereift sein. Zudem sollten sie keine Krankheiten aufweisen und nicht beschädigt sein.
Beim Rebschnitt wird altes, überschüssiges Holz entfernt und die traubentragenden Triebe auf den einjährigen Ruten immer in Stammnähe gehalten.
Die Ziele des Rebschnittes reichen von der Formerhaltung der Rebstöcke, über eine gute Arbeitswirtschaft mit optimierten pflanzenbaulichen Bedingungen bis zur Erreichung gleichmäßiger nachhaltiger Erträge mit hoher Qualität.

Der Rebschnitt wird durch vorgelagerte Entscheidungen, wie die notwendige Augenzahl pro Stock, Unterstützungsvorrichtung und das Erziehungssystem durchgeführt.
Je nach Ertragsziel werden 10 bis 18 Augen pro Stock angeschnitten.

Ebenso müssen die nachfolgenden Arbeiten mit deren Arbeitsaufwand und Mechanisierbarkeit, sowie den Zielertrag und die Qualität in Anbetracht gezogen werden.
Der Anschnitt wird mit einer elektrischen Schere durchgeführt, der Feinschnitt dann mit einer Handschere.
Der Arbeitsaufwand des Rebschnittes ist von der Rebsorte abhängig. Bei Rebsorten die stark Ranken, wie z.B. der Weißriesling benötigt man ca. 90 Stunden pro Hektar, bei schwach rankenden Rebsorten wie Lemberger und Trollinger benötigt man ca. 65 Stunden pro Hektar. Ebenso kann der Rebschnitt erleichtert werden, in dem vorher mit einem am Weinbergschlepper angehängten Vorschneider durch die Rebzeile gefahren wird und die Triebe bis zum obersten Heftdraht eingekürzt werden.
Die abgeschnittenen Triebe verbleiben im Weinberg und werden mit Hilfe des Traktor gehäckselt. Das sorgt für eine natürliche Humusanreicherung.

Ich freue mich schon auf den nächsten Blogeintrag.
Liebe Grüße
Luisa

Hallo Ihr lieben Weinfreunde, Ich bin Luisa, bin 23 Jahre alt und wohne in einem Teilort von Brackenheim.

Meine Eltern und ich führen zusammen einen Weinbaubetrieb. Schon von klein auf war ich immer im Weinberg mit dabei. Die vielfältig anfallenden und abwechslungsreiche Arbeiten im Einklang mit der Natur begeistern mich jeden Tag aufs Neue. Also war schon bald klar, ich wollte in die Fußstapfen meines Vaters treten. Nach meinem Schulabschluss absolvierte ich die Ausbildung zur Winzerin. Um die vorhandenen Fachkenntnisse zu vertiefen, begann ich die Weiterbildung zur Staatlich geprüften Wirtschafterin für Weinbau und Oenologie an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt in Weinsberg und befinde mich zurzeit in der Endphase zur Winzermeisterin. Um weitere Erfahrungen zu sammeln war bzw. bin ich noch in einem anderen Weinbaubetrieb Teilzeit beschäftigt.

Meine Freizeit verbringe ich am liebsten in der Natur, bei einem Spaziergang mit meinem Hund, joggen in den Weinbergen, einem Ausritt mit dem Pferd oder ein Treffen mit Freundinnen.

Ich freue mich schon sehr auf unsere gemeinsame Reise durch meine Weinwelt! Eure Luisa